Nicht nur eine Frage des Preises….
der Friseurbesuch von Morgen
Fachkräftemangel und steigende Arbeitslosenzahlen
Ein Handwerk, welches den Fachkräftemangel mit besonderer Härte erlebt, ist das Friseurhandwerk. Verzeichnete die Branche um die Jahrtausendwende noch 46.000 Ausbildungsverträge im Jahr, so hat sich die Zahl im Jahr 2022 auf rund 14.000 minimiert.
Hinzu kommt die Tatsache das, obwohl die Lohntarife erhöht wurden (zum Beispiel NRW + 25%) und die Zahl der Arbeitslosen im Friseurhandwerk deutlich steigt. Im Vergleich zum 1 Halbjahr 2022 ist ein Anstieg um 10,5% zu verzeichnen. Damit liegt die Arbeitslosenquote 17 % über Vor-Corona Niveau.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand 01.07.2023)
Gute Mitarbeiter zu finden, wird für die Unternehmen nicht nur schwieriger, sondern auch teurer. Hinzu kommen Inflation, gestiegene Energiekosten und neben den höheren Löhnen Kostensteigerungen in allen Bereichen. Die Preisspirale bewegt sich zwangsläufig nach oben.
Bedenkliche Entwicklung
Die Verbraucher reagieren. Zeitlich werden die Besuchsintervalle gestreckt oder es wird nach preiswerteren Lösungen favorisiert.
„Durchaus verständlich!“ sagt der Friseurunternehmer und Initiator der Wertegemeinschaft für das Friseurhandwerk: ‚Der faire Salon‘, Rene Krombholz und ergänzt: „Hierdurch wird eine negative Entwicklung im Markt beschleunigt, die letztlich auch die Verbraucher treffen wird!“
Niedrigere Preise auf dem Vormarsch!? Das, was auf den ersten Blick die Kunden erfreut, kann schon recht bald zu einem negativen Boomerang werden.
Verzerrter Wettbewerb
Jeder dritte Friseursalon in Deutschland ist von der Umsatzsteuer befreit. Diese Unternehmen können die eingesparten 19% Umsatzsteuer direkt als Wettbewerbsvorteil bei ihrer Preisgestaltung einsetzen.
Umsatzsteuerbefreit, weil diese Betriebe weniger als 22.000 € Gesamtumsatz im Jahr erwirtschaften. Das entspricht einer Tageseinnahme von 88 € oder 1.833 € Monatsumsatz. (Kleinstunternehmerregelung)
Fragwürdig….
An dieser Stelle tauchen Fragen auf
a) was bleibt diesen Unternehmern/innen nach Abzug aller Kosten? Das Handelsblatt recherchierte hierzu ein verbleibendes Nettoeinkommen von unter 1.000 € für diese Unternehmer/innen.
b) warum nimmt man einen so geringen Lohn, plus viel Arbeit und Risiko auf sich, wenn man als Mitarbeiter das Doppelte verdienen könnte?
Zu Lasten der Qualität
Eines dürfte klar sein: wichtige Weiterbildung, in einem Beruf, welcher dem ständigen modischen Wandel unterlegen ist, wird bei solchen Umsätzen nur schwer oder gar nicht realisierbar sein.
Der Verweis auf YouTube und digitale Medien ist mehr als fraglich. Aus Arbeitspädagogischer Sicht besteht Lernen aus a) zeigen und erklären, b) nacharbeiten lassen c) überprüfen und korrigieren.
Spezielle Fachportale folgen diesen Anforderungen, sind dann aber auch ordentlich kostenpflichtig.
Fraglich: aus Kostengründen wird hier auch die Qualität der verwendeten Produkte.
Barber ist nicht gleich Barber
Ebenfalls kritisch ist der Bereich der Barber anzusehen.
Hiermit sind nicht die hochwertigen und hochpreisigen Männersalons gemeint, sondern das preiswerte Segment. Viele dieser Marktteilnehmer haben nur eine Zulassung in Teilbereichen des Friseurhandwerks. Ein Großteil dürfte überhaupt nicht Kopfhaare behandeln, geschweige denn Damenbehandlungen durchführen. Diese gesetzlichen Vorgaben werden ebenso ignoriert wie zu wenig kontrolliert.
Kleinstunternehmer, Billigfriseure, Barber
Eine Gemeinsamkeit haben diese Marktteilnehmer: durch ihre niedrigen Einnahmen und Einkünfte sind sie nicht nur Umsatzsteuerbefreit, sondern zahlen auch keine Gewerbe- und Einkommensteuer. Vielfach werden Sozialleistungen bezogen und ebenso sicher ist die Altersarmut am Lebensende. All dieses zahlt der Steuerzahler.
Discountfriseure
Im mittleren Preisbereich liegen die Friseurdiscounter, die in jüngster Zeit ebenfalls ihre Preise nach oben korrigieren mussten. Hier ist nicht zu vergessen, dass es sich um ein anderes Geschäftsmodell handelt.
Discounter sind meistens FAST Friseure (Fast = schnell)
- Leistung auf den Grundnutzen reduziert – Haare kürzen, fertig!
- Keine feste Zielgruppe = Ziel ist einzig der Umsatz
- Ergebnisorientiert – schneller Umsatz, Kosten sparen, kein Service
- Selten spezielle Dienstleistungen wie Welle, hochstecken usw.
- Kein Treueverhalten von Kunden erwartet – wer kommt der kommt.
- Kunden müssen, je nach Preissegment, gewisse Mängel tolerieren
Discounter oder Fast – Friseure müssen nicht unbedingt negativ gesehen werden. Aber es ist ein anderes, meist abgespecktes, Angebot.
Vielfach wird in diesem Preissegment auf Weiterbildung, Service und Beratungszeit verzichtet. In, der zur Verfügung stehenden, Zeit müssen deutlich mehr Kunden behandelt werden, was durchaus Einfluss auf die Qualität hat. Auch an- oder ungelernte Arbeitskräfte werden zur Kundenbehandlung eingesetzt.
Je preiswerter – je bedenklicher!
Je preiswerter eine Dienstleistung angeboten wird, je mehr Kunden sind nötig, um die Kosten zu decken. Und genau hier wird es problematisch, weil auch Billiganbieter dem Verdrängungswettbewerb unterliegen und nicht immer die erforderlichen Umsätze erreichen. Was bedeutet, dass weitere Einsparungen vorgenommen werden müssen.
Lohnkosten sind beim Friseur der größte Kostenfaktor mit durchschnittlich 40% vom Umsatz. Deshalb wird hier als erstes der Rotstift angesetzt.
So ist es nicht verwunderlich, dass fast ausschließlich Billiganbieter bei Razzien der Finanzkontrolle Schwarzarbeit durch Dumpinglöhne auffallen. Aber auch unbezahlte Überstunden, Verkaufsdruck und Bezahlung unter Mindestlohn sind mit sinkendem Preisniveau vermehrt zu finden.
Kunden sollen selbst entscheiden, wo sie sich behandeln lassen – aber sie müssen auch über die Hintergründe aufgeklärt sein. Deshalb gibt es die Initiative „der faire Salon“.
Wertegemeinschaft „Der faire Salon“
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde schon vor mehr als 10 Jahren die Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ ins Leben gerufen. Initiator ist Friseurmeister und Fachautor Rene Krombholz, gleichzeitig auch Vorstandsmitglied der Friseurinnung Düsseldorf. Dieser Wertegemeinschaft gehören inzwischen fast 200 Friseurunternehmen in ganz Deutschland an.
Was ist ein fairer Preis?
Oft werden wir gefragt, was ist ein fairer Preis? Was darf / muss ein Friseurbesuch kosten? Wie erkenne ich einen seriösen Friseurbetrieb?
a) Friseure sind Handwerker. Um heute betriebswirtschaftlich gesund über die Runden zu kommen, bedarf es eines Stundensatzes von circa 70 € pro Stunde / Mitarbeiter.
Das ist ein Richtwert, wobei regionale Schwankungen möglich sind.
b) Ob Ihr Lieblingsfriseur Umsatzsteuerbefreit ist oder nicht, erkennen Sie am Kassenbon, den jedes Geschäft (gesetzlich bestimmt) seinen Kunden/innen mitgeben muss. Wird Mehrwertsteuer entrichtet, so muss Diese hier separat erkennbar ausgewiesen sein.
Die Mitgliedsalons der Wertegemeinschaft
Haben sich einer werteorientierten Unternehmenskultur verschrieben, um die Werte dieses alten Handwerks mit der modernen Denkweise der Nachhaltigkeit zu vereinen.
Einige der Vorteile für Kunden, die einen fairen Salon wählen, sind:
- a) Fachkompetenz: Die Friseure in einem fairen Salon sind gut ausgebildet, ständig weitergebildet und bieten eine ehrliche und individuelle Beratung an.
- b) Zeit für Sie: Die Friseure in einem fairen Salon nehmen sich Zeit für Sie und Ihre Wünsche. Sie gehen auf Ihre Bedürfnisse ein und schaffen eine angenehme Atmosphäre.
- c) Produktqualität: Die Friseure in einem fairen Salon verwenden nur hochwertige Produkte, die in Deutschland zugelassen, dermatologisch getestet und ökologisch unbedenklich sind.
Wenn Sie einen fairen Salon in Ihrer Nähe suchen, werden Sie auf der Pla\orm www.der-fairesalon.de nach Eingabe der gewünschten PLZ fündig.
Die Mitgliedsbetriebe sind durch Gütesiegel oder Mitgliedsurkunde erkennbar.
Bei Rückfragen kontaktieren Sie bitte
Rene Krombholz – mail@der-faire-salon.de
mobil: 0171 34 00 410
Ziel der Initiative „Der faire Salon“ ist es, Veränderungen in der Friseurbranche herbeizuführen, die zu neuen Visionen, neuen Wegen und neuen Zielen führen
Ziel der Initiative ist eine Neuausrichtung nach dem WIN-Prinzip, das den Menschen vor den Handel stellt
Die Initiative zielt auch darauf ab, Kommunikation, Verständnis und Konsens über gemeinsame Ziele zu fördern
Die teilnehmenden Unternehmen der Initiative verpflichten sich zur Einhaltung bestimmter Kriterien, wie zum Beispiel faire Arbeitsbedingungen und ethische Praktiken
Die Initiative kommt auch den Kunden zugute, indem sie sicherstellt, dass die teilnehmenden Unternehmen bestimmte Standards erfüllen.
Der faire Salon – Wer steckt dahinter?
Initiatoren:
1) das Branchenportal www.friseur-news.de
betrieben von Rene Krombholz Jahrgang 1950 – Friseurmeister / Unternehmer und erfolgreicher Fachautor in der Friseurbranche
2) Kooperationspartner TOPHAIR INTERNATIONAL – Europas größtes Friseur-Fachmagazin und Veranstalter der Trend & Fashion Days – der Leitmesse für das Friseurhandwerk.
Rene Krombholz / friseur-news hat sich in Kooperation mit der Fachzeitschrift TOP HAIR International zum Ziel gesetzt, den „Kodex für das Friseurhandwerk in Europa“ zu unterstützen und das gegenseitige Verstehen der Beteiligten zu fördern, um ein Umdenken im Sinne des Win-Prinzips anzuregen. Daraus entstand die Initiative „Der faire Salon“
Start war 15.11.2009
Der erste faire Salon war FIGARO in Düsseldorf Bilk – Es ist das Unternehmen des Initiators.
Diese Initiative ist eine Wertegemeinschaft erfolgreicher Friseurunternehmen.
Kontra
Lohndumping und unfairen Arbeitsbedingungen, Geiz ist geil und daraus resultierender minderer Qualität bei Arbeit und Produkten, Schädigung des Allgemeinwohls.
Pro
Fairness für Mitarbeiter und Verbraucher, Qualität, Weiterbildung, ehrbares Handwerk.
Um Veränderungen herbeizuführen ist immer eine gute und intensive Kommunikation der Beteiligten erforderlich, die will „Der faire Salon “ herbeiführen und Hilfestellung dazu geben.